Viele Menschen spüren tief im Inneren, dass Altlasten aus der Kindheit sie noch heute hindern – auch in ihrer Fähigkeit zu lieben, zu vertrauen, und in Beziehungen echt zu sein. Für Schwule und Lesben, die mit Erwartungen, gesellschaftlichem Druck und innerem Konflikt kämpfen, kann diese Last besonders schwer wiegen.
Ich, Markus Poniewas, begleite seit über 40 Jahren Menschen auf der Suche nach Liebe. Immer wieder treffe ich auf Klient:innen, die erzählen: Sie haben lange gebraucht, bis sie verstanden haben, dass früh erlebte Verletzungen, Vernachlässigung oder gar Missbrauch noch heute ihre Beziehungen beeinflussen – oft unbemerkt.
Die Schatten der Kindheit: Was wir wissen
- Studien zeigen, dass 83 % der Erwachsenen aus der LGBQ-Community mindestens eine adverse Kindheitserfahrung (ACE) hatten, verglichen mit 64 % heterosexueller Menschen.
- Forschung belegt, dass Kindheitstrauma nicht nur direkt die Beziehungszufriedenheit beeinträchtigt, sondern auch indirekt über Bindungsstil (Attachment), Vertrauen und emotionales Verhalten wirkt.
Diese Traumata können sich manifestieren in: Schwierigkeiten zu vertrauen, Angst vor Nähe, Zweifel am eigenen Wert, Furcht vor Ablehnung oder Verlassenwerden.
Praxisbeispiel: Wenn Liebe nicht reichen kann
Keine Seltenheit: Eine Lesbe, nennen wir sie Sarah, erzählt, dass sie schon in mehreren Beziehungen war. Auf den ersten Blick funktionierte alles: Gemeinsamkeiten, Chemie, guter Sex. Doch je tiefer es ging, desto öfter fühlte sie sich unwohl. Kritik wurde wie eine Bestätigung alter Schuldgefühle. Nähe schürte Angst. Sie zog sich zurück. Die Beziehung litt.
Sarah wandte sich an PerfectDate, weil sie sich danach sehnte, Liebe zu leben, ohne jede Begegnung in Frage stellen zu müssen. In der Begleitung haben wir gemeinsam alte Muster identifiziert – z. B. die Erwartung, immer perfekt sein zu müssen, um geliebt zu werden, oder die Angst, dass das, was sie an Nähe zulässt, früher bestraft wurde.
Häufigkeit adverse Kindheitserfahrungen (ACEs) in LGBQ vs. heterosexuellen Erwachsenen

Quelle: Vanderbilt University / Journal of the American Medical Association Psychiatry, 2022
Wie Traumata heute wirken
- Emotionale Reaktionen: Misstrauen, erhöhte Wachsamkeit (z. B. „Ich muss aufpassen, nicht verletzt zu werden“).
- Beziehungsdynamiken: Vermeidung von Konflikten, übermäßige Selbstkritik, Rückzug oder Kontrolle.
- Sexualität und Intimität können schwierig werden – oft ist Nähe verbunden mit Angst.
In Studien findet man: Kindheitsmitverletzungen (z. B. Missbrauch, Vernachlässigung) führen zu signifikant geringerer Beziehungszufriedenheit, insbesondere wenn Unsicherheit im Bindungsstil (z. B. ängstlich oder vermeidend) vorhanden ist.
Verbindung Kindheitstrauma ↔ Beziehungsszufriedenheit

Quelle: Quan et al., „The Relationship between Childhood Trauma and Romantic Relationship Satisfaction“, 2025
Wie man die Vergangenheit hinter sich lässt – echte Schritte zur Heilung
- Erkennen & Anerkennen
Der erste Schritt ist zu sehen, welche Erlebnisse uns geprägt haben. Immer wieder ignorierte Verletzungen führen dazu, dass sie unbewusst wirken. - Verbindung suchen
In einer liebevollen Partnerschaft, in Therapie oder in Freundschaften: sichere Bindungen helfen, alte Muster zu durchbrechen. - Offen sprechen
Über Traumata, über Ängste, über Bedürfnisse. Wer schweigt, gibt Macht ab – wer spricht, schafft Nähe. - Bindungsarbeit & Vertrauen
Beziehungen, die Halt geben – stabile Kommunikation, gemeinsame Werte, Geduld – all das zählt.
Fazit: Liebe mit Vergangenheit ist möglich
Es ist nicht einfach, sich der Vergangenheit zu stellen. Doch aus eigener Erfahrung weiß ich: Menschen, die diese Arbeit tun, finden tiefere, stabilere und erfüllendere Beziehungen. Nicht, weil sie perfekt sind, sondern weil sie echt sind – und weil sie gelernt haben, sich selbst zu lieben und Vertrauen zu schenken.
Perfectdate steht Menschen zur Seite, die nicht trotz, sondern mit ihrer Vergangenheit lieben wollen. Wir begleiten, wir hören zu, wir helfen dabei, die alten Wunden zu heilen – damit die Partnerschaft ein Ort wird, an dem Nähe frei sein darf.